Im oberen Schlösschen des freundlichen Marktes Bobingen lebten einst drei Fräulein. Sie waren sehr reich und hatten von allem im Überflusse. Einst entstand unter den drei Schwestern wegen ihres Besitztumes Streit und sie beschlossen, ihr elterliches Erbgut zu teilen.
Eine der Schwestern war blind und die beiden anderen verabredeten, sie zu betrügen. Beim Teilen der Erbschaft maßen sie das Geld mit einem Metzen. Für sich selber füllten sie das Maß gestrichen voll bis obenan zum Rande. Als aber ihre blinde Schwester an die Reihe kam, kehrten sie den Metzen um und schütteten auf den Boden des Maßes nur eine dünne Schichte Geldes. Darüber ließen sie die blinde Schwester mit der Hand fahren, so dass sie der Meinung war, auch ihr Anteil wäre richtig gemessen worden. So brachten sie ihre ohnehin arme Schwester um ihr rechtmäßiges Gut und ließen sie in Armut und Not sterben.
Aber nach deren Tode sahen sie ihr schweres Unrecht ein und wollten ihre Schuld sühnen. Sie schenkten für die Armen den Gemeindewald. Ferner machten sie eine Stiftung zur Erbauung der Frauenkapelle.
Anmerkung: die Sage von den drei Fräulein wird auf die Sage von den drei Nornen Urd, Werdani und Skuld (drei germanische Schicksalsgöttinnen) zurückgeführt.